Die Arbeiterwohlfahrt, kurz AWO genannt, gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. In der AWO haben sich Menschen sowohl als Mitglieder als auch als ehren- und hauptamtlich Tätige zusammengefunden, um bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben unserer Gesellschaft mitzuwirken. Mit den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit versteht sich die AWO als sozialer Verband, welcher Menschen in allen Lebenslagen Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags anbietet.
Die AWO Senioren- und Sozialzentrum gGmbH Sachsen-West wurde als gemeinnütziges Unternehmen am 24. Mai 1997 gegründet und ist Träger von 21 Einrichtungen der stationären Altenhilfe und der Behindertenhilfe im Raum Leipzig bzw. Westsachsen. In unseren Seniorenzentren, Wohnheimen und Werkstätten für Menschen mit Behinderung unterstützen wir die uns anvertrauten Menschen in ihrem Alltag. Mit ca. 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir einer der größten Arbeitgeber der Region.
Am 1. September 2014 konnte ein Projektteam der AWO Senioren- und Sozialzentrum gGmbH Sachsen-West mit der Hilfe finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Fernsehlotterie und in Kooperation mit dem geriatrischen Versorgungsnetzwerk GeriNet Leipzig das Projekt „Stark im Quartier“ im Raum Wurzener Land starten. Ziel des Projektes war es eine Plattform für Jung und Alt zu schaffen, um dem demographischen Wandel zu begegnen. Dabei ging es um die Stärkung und Vernetzung aller Akteure und ihrer Leistungen im ländlichen Raum, um die Lebensqualität aller dort lebender Generationen zu steigern und somit der Landflucht entgegen zu wirken. In dem allgemein sehr strukturschwachen Gebiet wird durch die Organisation von generationsübergreifenden Begegnungsmöglichkeiten eine aktive und bürgerschaftlich engagierte, soziale Kultur etabliert. Im Fokus stehen dabei der Aufbau und die nachhaltige Verankerung der Nachbarschaftshilfe und des ehrenamtlichen Engagements. Durch die Koordination zentraler Informations- und Anlaufstellen wird die Orientierung im Quartier gewährleistet und ein wertschätzendes, informiertes und für die besonderen Bedürfnislagen älterer Menschen sensibilisiertes, gesellschaftliches Umfeld geschaffen.
Insbesondere die Lebensqualität im Alter und die Förderung eines längeren Verbleibs in der eigenen Häuslichkeit spielen dabei eine zentrale Rolle.
Durch einen regelmäßig stattfindenden Sozialen Runden Tisch, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, ist eine kontinuierliche Mitgestaltung und schnelle Reaktion auf die Bedarfe im Quartier möglich. Dreimal im Jahr treffen sich hier interessierte Bürger und Akteure, um gemeinsam Projekte hinsichtlich gesundheitlicher und sozialer Themenstellungen zu erarbeiten und zu diskutieren. Bisher konnten u.a. diverse Veranstaltungen, ein „Trimm-Dich-Pfad“ sowie eine trägerübergreifende Seniorenberatung realisiert werden. Im Gespräch ist eine besondere Fuß- und Radwegekonzeption.
Ein Quartierseck dient als neue Begegnungs- und Lernstätte, in der die verschiedenen Generationen die Möglichkeit erhalten, ihren Alltag aktiv und gemeinschaftlich zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen Veranstaltungen, Freizeitangebote und Weiterbildungen, die ehrenamtlich organisiert und durchgeführt werden können. Zudem ist das Quartierseck ein Ort der Beratung zu den Angeboten und Aktivitäten im gesamten Quartier. Speziell für Senioren werden zudem regelmäßig trägerübergreifende Beratungen zu Themen wie bspw. Leistungen des SGB XI, niedrigschwellige Betreuungsleistungen, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung sowie ambulante und stationäre Leistungen im Quartier angeboten.
In Planung ist die Gründung der ersten Quartiersgenossenschaft in Sachsen. Hiermit soll die Nachbarschaftshilfe nachhaltig im Rahmen eines Zeitsparkontos gefördert werden. Im Sinne „Meine Zeit für dich und später dann für mich“ soll die geleistete Hilfe in Punktwerte umgerechnet werden, um sie für sich oder einen Angehörigen sofort oder später einholen zu können. Dies könnte unmittelbar zu einer Entlastung pflegender Angehöriger beitragen. Mit einer Mitgliedschaft in der Quartiersgenossenschaft hätte man die Möglichkeit, Leistungen anzubieten und abzurufen. Zudem erhielte man direkten Zugriff auf den Ehrenamtspool sowie die gemeinsame Datenbank der Genossenschaft. Hierüber könnte man sich mit unterschiedlichen Anbietern und Trägern vernetzen und sich öffentlichkeitswirksam präsentieren.
Auch bei der Integration von Flüchtlingen kann die Quartierarbeit einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere wenn diese zu ehrenamtlichen Helfern ausgebildet werden. Speziell das Erlernen von Tagesstrukturen sowie das Miterleben regionaler, kultureller Höhepunkte sind hier von zentraler Bedeutung. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf diese Weise ein langfristig tragfähiges und stabiles Tauschsystem etabliert werden kann, welches als adaptierbare Cluster-Konzeption auch für andere ländliche Regionen umgesetzt werden könnte.
Autorin: Constanze Büttner,
Personalleiterin, AWO Sachsen-West gGmbH
3 thoughts on “Soziales Engagement – Die AWO ist „Stark im Quartier“”
Hallo Frau Büttner,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich bin schon gespannt welche Erkenntnisse und Ergebnisse Ihr Verband in diesem Zusammenhang heraus bekommt….
Wir freuen uns, wenn Sie diese dann nachliefern.
Bis dahin alles Gute und viel Erfolg.
Beste Grüße
Bernhard Schubert
Guten Tag Frau Büttner,
mit großem Interesse habe ich Ihren Blogbeitrag gelesen. Die von Ihnen beschriebene Gründung einer Quartiersgenossenschaft (Nachbarschaftshilfe) und die guten Gründe die für eine solche Entwicklung sprechen, könnte bei einer größeren Ausbreitung auf Begehrlichkeiten seitens des Finanzamtes stoßen. Ähnliche Tauschsysteme entstehen aus unterschiedlichen aber ähnlichen Motivationen in ganz Europa. In Tauschsystemen werden Dienstleistungen und Waren steuerfrei gehandelt. Ich frage mich: wie sieht unser Steuerrecht/Finanzamt ein solches Tauschsystem an? Konnten die Initiatoren der Quartiersgenossenschaft für dieses soziale Engagement einen Freibrief seitens des Finanzamtes erlangen? Oder gibt es auf anderer Seite Gesetze die eine solche Entwicklung vor Steuerzahlungen dauerhaft schützen?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Bernhard Schubert
Hallo Herr Schubert,
ich freue mich sehr, dass mein Beitrag auf Ihr Interesse gestoßen ist. Sie haben natürlich ganz Recht mit Ihrer Vermutung, dass es hier Begehrlichkeiten seitens der Finanzbehörden geben könnte. Da es sich nicht nur um den „reinen“ Austausch von Dienstleistungen handelt sondern vielmehr um die Vermittlung von Leistungen, könnte sich hieraus durchaus eine Steuerpflicht ergeben. Aktuell wird das „Projekt“ hinsichtlich derartiger Verpflichtungen von einem Verband überprüft. Da wir hier noch in den Kinderschuhen stecken, liegen mir leider noch keine validen Ergebnisse vor. Sobald sie mir vorliegen, würde ich diese aber nachliefern.
Beste Grüße
Constanze Büttner