Viele Überstunden in 2020
Was war da denn los?

Die Bundestagsfraktion der Linken hat nicht schlecht gestaunt, als die Bundesregierung ihr nun eine Kleine Anfrage zum Thema Mehrarbeit und Überstunden beantwortet hat. In den Unternehmen unseres schönen Landes wurden nämlich im Pandemiejahr 2020 fast 1,7 Milliarden Überstunden geleistet – in Ziffern: 1.700.000.000. Da darf man fragen, was es mit dem überall proklamierten wirtschaftlichen Einbruch in Deutschland eigentlich auf sich hatte. Und man fragt sich außerdem, ob diese Nachricht nun als gut oder als schlecht zu bewerten ist.

Nun, zunächst fallen weitere Zahlen für 2020 ein: Die Zahl der Arbeitnehmer in Kurzarbeit erreichte im April mit sage und schreibe 6 Millionen einen neuen Rekord, der bisherige aus dem Jahr 2009 (1,44 Millionen Menschen) wurde also mehr als vervierfacht! Und zur Entlastung der genannten 1,7 Milliarden sei gesagt, dass es 2019 noch 160 Millionen Überstunden mehr gab. Trotzdem machen die mehr geleisteten Arbeitsstunden des vergangenen Krisenjahres mehr als 3% des gesamten Arbeitsaufkommens aus.

Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass die im letzten Jahr bezahlten Überstunden im Vergleich zu 2019 um rund 15 % abnahmen, die unbezahlten jedoch nur um 5,8 %. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Zusammenfassend bleibt eine seit Jahren bewährte Diskussion um die Frage, warum die Arbeitgeber in Deutschland diese Unmassen an Überstunden nicht zumindest mancherorts zur Schaffung neuer Arbeitsverhältnisse nutzen. Gerade in unseren vielfach besungenen Krisenzeiten wären dies Signale in eine gute Richtung.

Markus Matt
Journalist, Payroll/HR-Profi