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Arbeitswelt 50Plus

8. November 2016 - Arbeitswelt der Zukunft
Arbeitswelt 50Plus

Bereits in wenigen Jahren werden in Deutschland 6 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Wohlgemerkt: nicht nur Fachkräfte, sondern Arbeitnehmer, quer durch alle Qualifikations-Stufen. Schon heute dauert es Monat für Monat länger, bis Unternehmen freiwerdende Arbeitsplätze wieder neu besetzen können. Und noch eine Zahl: 25 % aller Unternehmen beschäftigen keine Arbeitnehmer, die älter als 50 Jahre sind.

Soweit die (bekannten) Fakten.

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Die Bundesregierung will gegensteuern und hat 3 Lösungsfelder identifiziert:

  1. Zuwanderung arbeitswilliger und arbeitsfähiger Menschen
  2. Schnellere Re-Integration von Müttern in den Arbeitsmarkt
  3. Mehr Beschäftigung für ältere Arbeitnehmer

 

Zu 1. und 2. mag sich jeder sein eigenes Bild machen. Ich beschäftige mich mit dem Punkt 3.

Was folgt daraus für die Gesellschaft? Die Wirtschaft? Den Arbeitnehmer?

 

  1. Gesellschaft

 

Eine stärkere und längere Einbindung von älteren Arbeitnehmern in den Arbeitsprozess erscheint logisch. Deutschland ist stolz auf sein Ausbildungs-System und da ist es nur natürlich, dass lange Ausbildungszeiten – bei gestiegener  Lebenszeit – auch in längere Lebensarbeitszeiten mündet. Eine gestiegene Lebenszeit impliziert übrigens auch, dass ältere Arbeitnehmer nicht per se weniger leistungsfähig sind, als Jüngere. Dabei geht es nicht nur um die über Jahrzehnte erworbene Erfahrung, sondern auch explizit um die körperliche Leistungsfähigkeit, z.B. der Umgang mit Stress.

 

  1. Wirtschaft

 

Betroffen vom Arbeitskräftemangel sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen in strukturschwachen Gebieten. Diese Unternehmen werden sich überlegen müssen, welche Maßnahmen zum Employer Branding sie ergreifen, um für Bewerber attraktiv zu werden und für vorhandene Mitarbeiter attraktiv zu bleiben. Es ist wahrscheinlich, dass zu diesen Maßnahmen ein Umzug des Betriebes in Gegenden gehören kann, die mehr Chancen bieten, was wiederum zu einer Beschleunigung der Schwächung der Infrastruktur in ländlichen Räumen führen würde. Zurück blieben dann die wirklich Alten und Schwachen. Ein Teufelskreis…

Und – eigentlich selbstverständlich! – die Unternehmen müssen den Mitarbeitern die erwartete und verdiente Wertschätzung entbieten.

  1. Arbeitnehmer

 

Die Arbeitnehmer sind aktuell in einer sehr komfortablen Situation. Sie haben die Wahl, wo und für wen sie wie arbeiten wollen. Allerdings müssen auch die Arbeitnehmer ein paar Grundregeln befolgen: Weiterbildung, Erhaltung der Gesundheit, Wille zum intergenerationellen Teamarbeiten sind da nur einige Stichworte. Die Arbeitnehmer müssen auch bereit sein, ihre gestiegene Lebenszeit in eine längere Lebensarbeitszeit zu investieren. Ein Grund hierfür ist übrigens auch die Notwendigkeit der verstärkten finanziellen Eigenvorsorge und dafür braucht es halt auch Zeit, die durch einen zu frühen Einstieg in den „Ruhestand“ verloren gehen würde.

Ach ja, und die Politik. Sie muss endlich ein Bewusstsein dafür schaffen, welche dramatischen – aber auch beherrschbaren – Folgen der demografische Wandel für den Arbeitsmarkt mit sich bringt. Und die Politik muss die verlässlichen Rahmenbedingungen schaffen, damit die Folgen des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt sich vielleicht sogar ins Positive wenden. Dazu bedarf es eines Blicks in das europäische Ausland, wo es vielfach schon erprobte und bewährte Lösungsmodelle gibt und es bedarf eines Blicks über den Legislaturperioden-Tellerrand hinaus. Das ist alles schwierig – aber Versuch macht klug und wir haben nicht wirklich eine Wahl.

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Autor: Uwe-Matthias Müller

Geschäftsführender Vorstand

Bundesverband Initiative 50Plus